Familylife out of the Box
Selbstbestimmt leben auf Rädern

Fortsetzung: Abenteuer & Allrad

30.05. - 02.06.2024


Nachdem wir beschlossen hatten, dass der Samstag unser letzter Messetag auf der Abenteuer & Allrad gewesen sein sollte, wollten wir noch eine Kleinigkeit einkaufen und am Tag darauf in Ruhe die Heimreise antreten.

Wir freuten uns auf einen entspannten abendlichen Ausklang auf dem Weingut, auf dem wir noch eine weitere Nacht gebucht hatten und wollten dort die vergangenen Tage Revue passieren lassen.

Vor allem ich selbst sehnte mich danach die Füße hochzulegen und nur noch abzuschalten. So viele Eindrücke und Reize fordern mich doch sehr, sodass ich Zeit und Rückzug brauche, um all die Dinge zu verarbeiten.

Aber irgendwie hatte das Universum anderes mit uns vor.

Wir glauben daran, dass nichts im Leben ohne Grund geschieht! Das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass wir mit allen Geschehnissen sofort super klar kommen und keine Frustration erleben.

Zumal der erste Schock echt sitzt, wenn dein zukünftiges mobiles Zuhause beim Startversuch nicht nur nicht anspringt, sondern kurz darauf auch noch Rauch aus dem Motorraum austritt...

Da dieser Rauch auch direkt und ungehindert in den Innenraum unseres Concorde strömte, löste Toni die Verriegelung der Motorhaube, lief hinaus und kam sofort rufenden mit den Worten "WASSER" zurückgerannt.

Bis ich in diesem Trubel realisierte, was gerade geschah, hatte sich Toni bereits den noch gefüllten Wassernapf unseres Hundes gegriffen und lief schnurstracks wieder nach vorne, um dessen Inhalt in den Motorraum zu gießen. Währenddessen füllte ich den zweiten Napf mit Wasser und brachte ihn so schnell wie mir möglich nach vorne, doch brauchten wir glücklicherweise nicht noch mehr Wasser und der Rauch legte sich sofort.

Was war passiert?

Nachdem Toni einen kontrollierenden Blick auf die betroffene Stelle warf, wurde deutlich, dass unser BIG TURTLE beim Startversuch einen Kabelbrand erlitten hatten, doch fehlte uns für weitere Diagnosen eindeutig das notwendige Fachwissen und auf gut Glück wollten wir kein weiteres Risiko eingehen.

Nur eines war sofort klar: Ade, erholsamer abendlicher Ausklang...

Und so standen wir vor der nächsten noch ungeklärten Frage:

Kann und WIRD uns der ADAC helfen?

Dazu muss man wissen, dass eine ADAC Plus- Mitgliedschaft, die Toni und ich jeweils besitzen, noch lange kein Garant dafür ist, dass einem bei einem Camper geholfen wird bzw. geholfen werden kann, da hierbei u.a. die Frage des tatsächlichen Versicherungsschutzes im Raum steht.

Entscheidend ist dabei nämlich nicht nur das zulässige Gesamtgewicht, was bis 7,5 Tonnen erstmal das "kleinere Problem" darstellt. Viel entscheidender sind hingegen die Abmessungen des Fahrzeugs! Und in unserem Falle, wie sollte es anders sein :-D, ist unser BIG TURTLE mit seinen insgesamt 3,3 Metern ganze 10 cm höher, als er laut ADAC Plus- Versicherungsschutz sein dürfte.

Wegen 10 cm..., da packst du dir in einer solchen Situation an den Kopf!

Diese Fakten waren uns zwar grundsätzlich bekannt, da wir uns bereits im Vorfeld kundig gemacht hatten und uns auch auf der Messe nochmal mit einem Mitarbeiter am Stand des ADAC´s darüber unterhalten hatten. Jedoch war nie wirklich eindeutig, ob durch diese minimale Überschreitung automatisch der gesamte Versicherungsschutz ungültig wird oder lediglich dann nicht mehr greift, wenn abgeschleppt werden muss.

Es kostete Toni aufgrund dessen einiges an Nerven und mehrere Telefonate, abwechselnd mit dem ADAC und sicherheitshalber mit unserem Versicherungsmakler, bis klar war, dass sich der ADAC kulanter Weise doch dazu bereit erklärte einen Service- Mitarbeiter rauszuschicken und sich unserem Fall anzunehmen.

Puh, kurz durchatmen und hoffen, dass der entsprechende Mitarbeiter genug Know- How mit bringt, um uns irgendwie zu helfen...


Es hieß also (ab-)warten, was in einem autarken Camper glücklicherweise deutlich entspannter ist, als bei einer PKW- Panne, gerade dann, wenn man ein kleines Kind an Bord hat!

Nachdem wir also den ersten Schock verdaut hatten und wussten das mögliche Hilfe unterwegs war, versuchten wir trotz weiterer offener Fragen und Ungewissheiten, das Positive zu sehen.

So waren wir uns schnell einige, dass wir die Nacht zur allergrößten Not auf dem Supermarktparkplatz verbringen würden, um am Morgen darauf ggf. vom Gelände der "Abenteuer & Allrad" Unterstützung zu ordern ;-)

Welch wundervolle Parkplatzromantik wir damit doch in Aussicht hatten :-D Aber auch das gehört manchmal einfach zum Unterwegs sein/Leben auf Rädern dazu.

Und während sich unser Sohn in der Zwischenzeit seinem Spielzeug widmete, kümmerte ich mich um das Abendessen und Toni traf weitere wichtige Absprachen mit unserem Versicherungsmakler. Glücklicherweise hatten wir in unserer Versicherung einen Schutzbrief inbegriffen, welcher die Kostenübernahme für einen Mietwagen einschloss.

Somit hatten wir zumindest schon mal einen Plan B, wie wir im Falle des Falles wieder nach Hause kommen könnten.

Gerade zu Ende zu Abend gegessen, kam unser "Gelber Engel" auf dem Parkplatz an, sodass Toni nach draußen ging, ihn begrüßte und die vorgefallene Situation schilderte. Der prüfende Blick des Service- Mitarbeiters in den Motorraum bestätigte kurz darauf nicht nur die von Toni bereits richtig lokalisierte Ausbruchsstelle des Kabelbrands, sondern offenbarte schnell auch die Ursache dafür:


Der ADAC- Mitarbeiter erklärte Toni, dass bei einer fehlerhaften oder zu lockeren Montage der anliegenden Komponenten am Anlasser ein zu hoher Übergangswiderstand und dadaurch enorm viel Hitze entsteht.

Dies zieht das Überspringen von Funken nach sich und entfacht über einen längeren unentdeckten Zeitraum mögliche Brände im Motorraum.

Und in unserem Fall war irgendwann in der Vergangenheit scheinbar die Mutter am Pluspol des Anlassers nicht richtig festgezogen worden.

Somit war des Rätsels Lösung klar, aber was nun?

Genau ab diesem Punkt zeigt sich, dass einem das Leben grundsätzlich nichts böses will, auch dann nicht, wenn Sch*** passiert, die einen gehörig aus dem Gleichgewicht bringt.

Aber im Kern geht es immer um die eine wahre Essenz: VERTRAUEN! In sich selbst und in das Universum.

Denn erst durch das Verlassen der eigenen Komfortzone entsteht ein Raum, in welchem persönliches Wachstum überhaupt möglich ist.

So verfasse ich gerade dankbar schmunzelnd die nächsten Zeilen, denn im Nachgang betrachtet wird deutlich, das uns das Leben für unsere lösungsorientierte Denkweise belohnt hat, indem es uns einen wirklich kompetenten Menschen an die Seite gestellt hat, der unter tatkräftiger Unterstützung von Toni sein Bestes gab, um uns zu helfen, und DAS mit vollem Erfolg!

Das sind die Momente, die mir persönlich voller Ehrfurcht im Bewusstsein bleiben.


Dem Wetter zum Trotz machten sich die Männer an die Arbeit, aber da kaum noch Kontakt zum Anlasser existent war und sich die bereits festgeschweißte Mutter keinen Millimeter rührte, musste eine neue Idee her.

Also fertigte unser Helfer eine Unterlegscheibe an, welche er zwischen Mutter und Pluspol des Anlasser klemmte. Dies brauchte zwar einige Anläufe, aber dann saß die Konstruktion endlich dort, wo sie sitzen sollte.

Somit war es an der Zeit den Concorde unter seiner Aufsicht erneut zu starten und ich glaube, dass wir alle sehr gespannt waren, ob unser BIG TURTLE ein gesundes Lebenszeichen von sich geben würde.

Aber siehe da, es klappte nicht nur auf Anhieb, unser mobiles Zuhause sprang sogar besser an, als je zuvor :-D

Während Toni erneut nach draußen ging, um alles Weitere mit dem Service- Mitarbeiter zu klären, nutzte ich die Zeit, um unseren Großen bettfertig zu machen. Grund dafür war jedoch nicht, ihn anschließend auch in seinem Bett schlafen zu legen, sondern um eine letzte Weiterfahrt für den heutigen Tag anzutreten, auf welcher er so entspannt wie möglich in seinem Autositz schlafen können sollte.

Wir waren nämlich bereits darüber aufgeklärt, dass dies eine reine NOTREPARATUR gewesen war und wir unseren Camper kein weiteres Mal ohne zusätzliche Aufsicht starten sollten. DENN, die zusätzliche Unterlegscheibe hatte natürlich nichts an den enormen Kräften des Startvorgangs verändert, sondern lediglich den fehlenden Kontakt zum Anlasser wieder hergestellt!

Die Komponenten am Anlasser selbst glühten demnach immer noch auf und die Gefahr weiterer Schäden durch jeden erneuten Startversuch, war somit noch nicht gebannt!

Da wir in unserem direkten Wohnumfeld allerdings keine griffbereite Werkstatt hatten, von der wir wussten, dass sie allein von den Gegebenheiten her ein solch großes und schweres Fahrzeug reparieren kann, hatten wir uns zuvor dazu entschieden die Werkstatt aufzusuchen, in welcher auch unsere Vorbesitzer immer gewesen waren. Dort wussten wir zumindest, dass das Fahrzeug bekannt war und auch die Möglichkeit einer "ordnungsgemäßen" Reparatur bestand.

Somit machten uns am späten Abend noch auf den Weg von Bad Kissingen (Bayern) nach Plauen (Sachsen). Wieso auch nicht, waren ja nur schlappe 215 km Wegstrecke und die Frage, ob wir ohne Tankstopp überhaupt schaffen würden dort anzukommen :-P

Doch es sollte alles gut gehen, obwohl wir um einen Tankstopp nicht herumkamen ;-)

Um 01:30 in der Früh kamen wir endlich an der besagten Werkstatt an, suchten einen Platz, an welchem unser Camper ungestört aber dennoch gut zugänglich stehen bleiben konnte und machten den Motor erst aus, nachdem wir uns absolut sicher waren, dass der Stellplatz passte.

Anschließend legte ich unseren Sohn noch schnell in sein gemütliches Bett zum Weiterschlafen, bevor auch wir völlig ko in unser Bett vielen. Wir waren froh und dankbar, heile am Zielort angekommen zu sein und wollten uns über alles weitere erstmal keine Gedanken mehr machen.

What a day...

Der nächste Morgen brach für uns Erwachsene zwar viel zu früh an, dafür jedoch fast so entspannt, wie ursprünglich geplant :-D Nur eben nicht an dem Ort, den wir anfänglich im Sinn hatten und mit etwas anderen To- Do´s auf unserer Agenda ;-)

Und so recht wusste noch keiner von uns, wie wir an einem Sonntag an einen Leihwagen herankommen sollten?


Toni lag noch im Bett, als er bereits mit seiner Mutter telefonierte, um eine mögliche Abholung durch seine Eltern abzusprechen. Dies sollte allerdings Plan B bleiben und nur in Kraft treten, falls bzgl. eines Mietwagens wirklich alle Stricke reißen sollten.

Bevor wir uns jedoch um Weiteres kümmerten, nahmen wir uns erstmal die Zeit und Ruhe für ein ordentliches Frühstück und einen entspannten Kaffee, um wach(er) zu werden.

Anschließend googelten wir nach Leihwagen- Firmen in fußläufiger Nähe und während ich die Spuren des Morgens beseitigte und mich unserem Zwerg widmete, war Toni bereits wieder mit telefonieren beschäftigt.

Auch in diesem Falle sollte uns unser "Glück" nicht verlassen und so fanden wir nach einigen Anlaufschwierigkeiten doch noch eine Firma, die uns an einem Sonntag weiterhelfen und uns einen Leihwagen bereitstellte konnte.

Während Toni kurz darauf den Leihwagen abholte und die vertraglichen Bedingungen klärte, packte ich in der Zwischenzeit die Dinge ein, dir wir UNBEDINGT mit nach Hause nehmen mussten. Denn eines Lag klar auf der Hand, und zwar dass wir in dem anderen Fahrzeug auf keinen Fall so viel Stauraum wie im Concorde haben würden :-D Mittlerweile sind Toni und ich allerdings so geübt im Packen und Verstauen, dass in null Komma nichts alles in ausgeklügelter Tetris- Manier seinen Platz gefunden hatte und wir abfahrbereit waren.

Mit einem ungewissen Gefühl im Bauch und unserem immer kleiner werdenden Concorde im Rückspiegel, traten wir unsere Heimreise an und wie sagt man so schön: Ende gut, alles gut!?

"Lediglich" die Frage, wie es mit unserem BIG TURTLE weitergehen würde, blieb in dem Moment unbeantwortet...

zurück zu Reiseabenteuern
Datenschutz/Impressum